Geograph/innen gehen auf Exkursion. Das bedeutet, sie schauen sich vor Ort den Raum an, mit dem sie sich beschäftigen. Was zeichnet eine Exkursion aus und wie lässt sie sich als Stadtspaziergang gestalten?
Studierende des Geographischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum (RUB) erkunden in ihrem ersten Semester die Orte, über die sie theoretisch etwas lernen. Vom Hörsaal geht es raus in die direkte Lernumgebung: die Stadt Bochum. An Tagesexkursionen folgen die Studierenden jedes Wintersemester angeleitet von mir und meinem Kollegen Fabian Link (und früher meiner Kollegin Maike Dymarz) der Campuslinie U35 von der Innenstadt über das Ehrenfeld und dem RUB-Campusumfeld bis zur Großwohnsiedlung Hustadt am Stadtrand. Diese unterschiedlichen „Urbanen Räume“ werden dann in Kleingruppen genauer unter die Lupe genommen. Dabei thematisieren wir die Entwicklung, Funktionen, Strukturen und der aktuelle Wandel vor Ort mit Bildern und Karten. Darüber hinaus erschließen sich die Studierenden die Räume aber auch interaktiv. Zum Beispiel erstellen sie entlang der Kortumstraße eine eigene Kartierung des Einzelhandels, um sich das Konzept der A-, B- und C-Lagen zu vergegenwärtigen. Des Weiteren erarbeiten sie sich die baulichen und sozialen Strukturen in der Hustadt durch kleine Aufgaben, bei denen sie mit Bewohner/innen in Kontakt kommen oder die Wohnumgebung genauer inspizieren müssen.
Der WDR filmte uns bei der Exkursion „Urbane Räume“ in Hustadt im Herbst 2016 für die Dokumentation „Wir sind 18 Millionen und so wohnen wir“
Eine Exkursion als Stadtspaziergang
Eine Exkursion ist in der Regel eine Form des angeleiteten bzw. teilweise geführten Spazierens durch die Stadt. Sie zielt auf die Vermittlung von viel Fachwissen in kurzer Zeit ab, das später meist im Rahmen einer Klausur abgefragt wird. Mit diesen Rahmenbedingungen und der Vorgabe, dass die Studierenden jedes Jahr das gleiche Angebot erhalten müssen, konnte ich das Gerüst und die Inhalte nicht verändern, als ich den Lehrauftrag 2016 für die Exkursion übernahm. Die didaktischen Ansätze passte ich jedoch teilweise an, um eine größere Variation für unterschiedliche Lerntypen zu berücksichtigen, keinen reinen „Frontalunterricht“ zu geben und so eine interaktivere Form des Spazierens durch die Stadt zu erreichen.
Die Exkursion als Form des Stadtspaziergangs hat noch eine Besonderheit: Es wird in der Regel im Geographenschritt gegangen. Spazieren bedeutet in diesem Fall zügiges Ausschreiten und kein Schlendern. Die Momente in denen ich nicht vorne weg gehe und die Gruppe mir geschlossen folgt, sondern in denen die Studierende sich ein Quartier selbstständig durch Umherschweifen erschließen, machen eine Exkursion für mich zu einem spannenden Stadtspaziergang.